Zur Anwendung von Sterofundin® ISO B. Braun Vet Care beim Kleintier
Interview mit Dr. med. vet. René Dörfelt
Dr. Dörfelt, könnten Sie uns kurz über Ihre Erfahrungen mit Sterofundin® ISO Berichten?
Wir sind froh, dass Sterofundin® ISO mittlerweile für die Veterinärmedizin zugelassen wurde. Es hat mittlerweile das Ringer-Lactat als zugelassene Standardinfusionslösung abgelöst.
Wir verwenden Sterofundin® ISO sowohl als Schockinfusion, zur Rehydratation, zum Ausgleich laufender Verluste als auch als Erhaltungsinfusion. Auch zur perianästhetischen Infusionstherapie benutzen wir Sterofundin® ISO.
Können Sie uns kurz eläutern, wo Sie die wesentlichen Unterschiede zur Ringer-Laktat-Lösung sehen?
- Die wesentlichen Unterschiede sehe ich in den Bereichen Elektrolytzusammensetzung und enthaltenem Puffer.
- Sterofundin® ISO hat mit 145 mmol/l einen Natriumgehalt, der für Hunde und Katzen physiologischer ist, als jener von Ringer-Laktat. Mit 130 mmol/l ist der Natriumgehalt zu gering. Dies kann dann zur Hyponatriämie führen.
- Sterofundin® ISO hat einen etwas höheren Chloridgehalt als Ringer-Laktat. Dieser ist niedriger als bei NaCl 0,9 %, so dass kaum klinische Probleme im Sinne einer Hyperchlorämie zu befürchten sind.
- Sterofundin® ISO hat mit 2,5 mmol/l einen höheren Calciumhalt als Ringer-Laktat. Viele kritisch kranke Tiere haben ein Hypocalcämie. Diese wird zumindest teilweise durch das zusätzliche Calcium gemindert.
- Das in Ringer-Laktat als Pufferlösung enthaltene Laktat wird hauptsächlich in der Leber und bei einem pH-Wert > 7,1 verstoffwechselt. Dieser Stoffwechselschritt ist sehr energie- und somit sauerstoffverbrauchend. Acetat, der Puffer in Sterofundin® ISO, wird dagegen in der Muskulatur abgebaut. Der Abbauprozess findet auch bei geringeren pH-Werten statt und benötigt weniger Sauerstoff als der Abbau von Laktat.
Was sind für Sie die Vorteile von Sterofundin® ISO B. Braun Vet Care als isotone, balancierte Vollelektrolytlösung?
- Breite Einsetzbarkeit bei vielen Patienten zur Schocktherapie, Rehydratation und Erhaltungsinfusion.
- Einsatz auch bei Leberversagen und bei Welpen.
- Höherer Natriumgehalt.
- Einsatz als Pufferlösung auch bei schweren Azidosen durch Azetatzusatz.
Verraten sie uns Ihr Infusionsregime für die Rehydierung?
Ja, sehr gerne. Zuerst wird der Grad der Dehydratation eingeschätzt: 5, 8, 10 oder 12 %. Nach dem Schweregrad wird die Rehydratationsmenge berechnet. Bei 10 % Dehydratation müssen 100 ml/kg, entsprechend bei 5 % 50 ml/kg, möglichst intravenös ersetzt werden. Nun wird die Rehydratationslösung ausgewählt.
Sterofundin® ISO stellt eine gute geeignete, für viele Patienten einsetzbare Rehydratationslösung dar. Je nach Bedarf kann Kalium zugesetzt werden. Dabei ist die maximale Infusionsrate für Kalium zu beachten. Nun wird festgelegt, in welcher Zeit die berechnete Menge Rehydratationslösung verabreicht wird.
Die Grundregel ist hier, schnell stattgefundene Dehydratationen werden schnell, langsam stattgefundene langsam ersetzt. Dabei verwende ich Zeiten von 5 bis 48 Stunden. Mein Standard sind 10 bis 20 Stunden. Bei Patienten mit kongestiven Herzerkrankungen sollte man deutlich vorsichtiger rehydrieren. Parallel zur Rehydratation sollen die laufenden Verluste und der Erhaltungsbedarf infundiert werden.
Vielen Dank für Ihr „Sharing Expertise“ und Ihre Zeit!
Sehr gerne!
Nach dem Studium der Veterinärmedizin in Leipzig und Stationen in Berlin, Norderstedt und Wien arbeitet Dr. Dörfelt seit 2011 als Oberarzt für Intensiv- und Notfallmedizin an der Medizinischen Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Dr. Dörfelt ist EBVS® European Veterinary Specialist in Veterinary Emergency and Critical Care; Diplomate European College of Veterinary Anesthesia and Analgesia; Diplomate European College of Veterinary Emergency and Critical Care; Fachtierarzt für Kleintiere und Fachtierarzt für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie.